Freitag, 11. September 2015

Romano im Interview: Ein Gespräch über Köpenick, Metal und Haarpflege


Heute erscheint das Debütalbum des zurzeit wohl spannendsten deutschen Newcomers. Die Rede ist vom Köpenicker-Homeboy Romano. Mit seinem Song Metallkutte hat er über Nacht einen Hit veröffentlicht und rockt seitdem ein Festival nach dem anderen. Schon längst ist der zopftragende Rapper in aller Munde. Wir hatten das Vergnügen Romano auf dem MS Dockville 2015 etwas auf den Zahn zu fühlen und durften ihn sogar vor seinem geliebten BMW fotografieren, der schon in Brenn die Bank ab zu sehen war. Da Romanos Antworten schon Bände sprechen, haben wir uns dieses Mal entschieden, dass Interview in seiner Gänze abzutippen. Allerdings mussten wir hier und da trotzdem etwas kürzen, da es sonst den Rahmen gesprengt hätte. Das komplette Interview könnt ihr euch allerdings im O-Ton bei Soundcloud anhören. Viel Spaß!


Ich: Nur noch weniger als einen Monat bis dein Debütalbum Jenseits von Köpenick im Handel erscheint, wie fühlst du dich jetzt? Wird die Anspannung größer, je näher der Release rückt oder fühlst du dich befreiter?

Romano: Die erste große Befreiung war die Fertigstellung des Albums. Es ist eine wunderschöne Sache, wenn man die Möglichkeit hat ein Album zu machen. Das Album ist wie ein Baby und die Fertigstellung wie eine Geburt. Auf der anderen Seite aber merkt man die letzten zwei Wochen vor Fertigstellung den Druck. Das war ein Punkt, wo man die letzten zwei, drei Tage scheiße geschlafen hat. Jetzt freue ich mich nur noch total auf den Release und vor allem darauf, dass Fans meine Songs mitsingen können. Ich finde es schon wunderbar, wenn Leute auf meinen Konzerten Brenn die Bank ab und Metallkutte mitsingen und kann es kaum erwarten, wenn sie dann vielleicht auch Romano und Julia, Sextrain und Straße mitsingen können.

I: Wie schreibst du deine Musik? Kommt erst der Beat und Hintergrundmusik und dann die Texte. Oder ist zunächst die Idee für den Text da und dann alles Drumherum?

R: Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Entweder man hat eine Idee, die kann auch im Suff oder im Schlaf passieren. Sowas gibt es natürlich, dann schreibt man die Idee auf und arbeitet dran. Vielleicht schreibt man dann auch einfach ein Gedicht.
Die andere Variante ist: Der Siriusmo oder auch der Jakob komponiert etwas und dann entsteht
gemeinschaftlich eine Idee. Dann hört man den Beat und denkt: „Ist doch klar, dass geht um Köpenick oder um Rauchen“. Das passiert dann einfach. Mit Freunden hatte ich früher auch die Diskussion: ist die eine oder andere Methode die richtige. Es gibt darauf kein Patentrezept. Alles was passiert, alles was sich ergibt, ist das Richtige. Man sollte ohne Druck arbeiten.

I: Dein Track Metallkutte ist komplett durch die Decke gegangen. Wie war das Gefühl zu wissen, dass der eigene Track so ein Hit geworden ist?

R: Ich kann dir das an einem Beispiel erklären. Wenn man einen Track schreibt, macht man das zunächst einmal ja für sich selber. Ich hatte im CD-Player gerade ein Album von Satyricon (Eine Black-Metal Band) und hatte auf‘m Rechner gerade einen Hip-Hop Beat laufen. Dann war der Gedanke geboren. Ich liebe die Bands, Ich liebe Hip-Hop, Ich liebe Metal, ich verbinde das einfach mal. Der Track ist dann in zwei Tagen entstanden. Als der Track fertig war, habe ich gehofft, dass der Song vielleicht irgendwann mal, nach einem halben Jahr oder so, im Metal Hammer vorgestellt wird.
Der Track war schon nach vier Tagen im Metal Hammer und damit ist bei mir schon ein Traum wahr geworden. Ich habe mich wie ein Kind gefreut.

I: Hast du es schon einmal erlebt, dass sich Metal-Fans von deinem Track angegriffen gefühlt haben, so wie es in deinem Interview mit Metal Hammer zur Sprache kam?

R: Ich sag es mal so: Ich hätte den Track niemals als Verarsche geschrieben. Das wäre für mich reine Zeitverschwendung. Bei mir geht es darum, Menschen zu integrieren und etwas gemeinsam zu feiern. Das ist der Gedanke, den ich mit Romano verfolge. Natürlich war mir klar, dass der Song auch zu Irritationen im Geiste und auch auf der Haut, also Hautirritationen, führen wird. Grundlegend war es aber überhaupt nicht mein Anliegen, jemanden zu verletzen. Aber solche Leute gibt es immer und da kannst du auch nichts machen. Den kannst du nicht mehr helfen.



I: Romano ist dein neustes Projekt, aber du bist ja eigentlich schon ziemlich lange dabei, wenn es um Musik geht. Gib uns doch mal einen kleinen Einblick in deinen musikalischen Schaffensweg.

R: Also es gibt da zum einen die Hightekcrew, mit der ich Drum ‚n‘ base gemacht habe. MC Ramon hat mich auch lange Zeit begleitet, mit dem habe ich ursprünglich angefangen, Hip-Hop-Sachen zu schreiben, dann aber auch im Rock- und Drum’n’base-Bereich den Namen genommen, weil er einfach so schön griffig ist. Dann gab es noch verschiedene Projekte. Ich hieß mal Dayton, dann mal Left Coast. Cornerboy entstand durch das Video, welches der wunderbare Jakob gedreht hat. Dieser Name passt einfach so gut, weil ich in Köpenick einfach an jeder Ecke bekannt bin und abhänge.

I: Und wie hat das alles angefangen? Was war der Moment, in dem du gedacht hast, Musik, das ist was ich machen will?

R: Ich fand es schon immer schön zu performen. Zum Beispiel habe ich schon Mitte der 80er in der dritten, vierten Klasse, I want your sex von George Michael vor der Klasse performt. So richtig hat das allerdings erst durch die Rockband angefangen. Vorher hatte ich auch schon Texte geschrieben, aber erst durch die Rockband wurde mir bewusst, ich möchte vor Leuten stehen und performen. Die Band hieß Maladment. Mit der habe ich 1996 angefangen zu arbeiten und bis 2001 mit denen zusammen gearbeitet. Seit Mitte der 90er mache ich also jetzt schon professionell Musik. Das sind
jetzt schon fast 20 Jahre.

I: Wenn du uns jetzt mit nach Köpenick nehmen könntest, was würdest du uns zeigen?

R: Also wir würden beim Bahnhof Köpenick anfangen, würden dann zu Magitta gehen, zum Imbiss. Dort würden wir dann einen kleinen Sekt trinken oder einen Pfeffi und dazu Currywurst-Pommes essen. Dann würden wir am Center vorbeilaufen und würden in die Altstadt von Köpenick gehen. Danach zum Schloss Köpenick und ein bisschen auf Natur machen. Dann weiter nach Friedrichshagen und eine kleine Dampferfahrt unternehmen. Dann würde ich euch ein Paar Rentner vorstellen, mit denen ich oft chille. Das ganze wäre dann eine Art „Naherholungstag“. Ihr fahrt danach wieder nach Hause und fühlt euch, als wäret ihr in St. Tropez oder in Bad Tölz gewesen.

I: Gibt es auch eine Möglichkeit, wie du dir Köpenick mit auf Tour nimmst? Was tust du, wenn du dein Köpenick vermisst?

R: Ich trage Köpenick in mir, indem ich dann vielleicht einen Freund oder meine Eltern in Köpenick anrufe und erkunde mich darüber, was in Köpenick so läuft. So stelle ich einen Bezug zur Heimat her.

I: Wie kamst du als Romano darauf, dir diesen bestimmten Look zuzulegen?

R: Der Mix aus Metal- und Hip-Hop-Klamotten kam durch die Musikprägungsphase. Man muss ich das so vorstellen: Jede Musikrichtung ist ein Schiff und all diese Schiffe haben mit Romano jetzt einen Hafen gefunden.
Das Haareflechten kommt ursprünglich daher, dass ich Anfang der 90er, Snoop Dogs Style ultra spannend und geil fand. Überhaupt den ganzen Westküsten-Style zu dieser Zeit fand ich einfach cool. Dann sind da noch Einflüsse aus der Welt der Wikinger, auch Pipi Langstrumpf hat mich geprägt und auch der Style der Indianer. Grundsätzlich geht es darum, sich von der Gesellschaft abzuspalten und sich rauszuziehen. Auch der restliche Style passt einfach zu Romano. Ich trage einfach gerne Jogginghosen und High Tops.   
Jogginghosen sind nun mal auch einfach praktisch. Die kannst du einfach super schnell überziehen. Den Bomberjackenschnitt mochte ich auch schon immer. Und vor allem die NFL-Starter-Jacken liebe ich schon seit meiner Jugend. Von meinem ersten Azubigeld habe ich mir alle Jacken gekauft, die ich geil fand und habe die auch immer noch zuhause hängen. Einen Teil dieser Sammlung haben wir auch schon bei Klaps auf den Po vorgestellt.



I: Das heißt, wenn ich dich jetzt zuhause besuchen würde, würde ich von Jacken erschlagen werden?

R: Jacken, Perücken, Mützen, Helme. Ich liebe Sammeln.

I: Pflegst du deine Haare besonders, damit die auch so schön lang und vital bleiben?

R: Ich kann nur jedem empfehlen: „Jungs, pflegt eure Haare“. Es gibt schon im günstigen Preissegment gute Shampoos, zum Beispiel Guhl. Es gibt auch noch Sebastian, das aber schon etwas teurer ist. Aber dann hast du wirklich etwas von deinen Haaren. Und ganz wichtig liebe Jungs! Alle halbe Jahre spitzen Schneiden. Dann hamm wirs.

I: Eine letzte Frage noch. Wenn man deinen Namen googled, wird als erstes die Website des Romano Pferdehofs angezeigt. Ärgert dich das?

R: Der Punkt ist: Ich habe ein Herz für Tiere und für Pferde. Die haben den verdienten ersten Platz.

I: Das wars. Vielen Dank.


R: Ich danke auch. Grüße nach Hamburg!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen