Donnerstag, 27. August 2015

MS Dockville 2015 - Der Nachbericht

Einen Nachbericht zu einem Festival zu schreiben ist immereine schmerzliche Angelegenheit. Der Alltag hat einen wieder eingeholt und manmöchte sich am liebsten gar nicht daran erinnern, wie schön doch die letzten Tage waren. Beim diesjährigen MS Dockville Festival fällt mir dies besonders schwer. Dieses Jahr hat wirklich vieles zusammengepasst. Line-Up, Organisation und Wetter haben perfekt zusammengespielt und so ein wirklich einzigartiges Festivalereignis geliefert. Für alle, die mit uns in Erinnerung schwelgen wollen, oder dieses Jahr leider nicht dabei sein konnten, folgt nun unser Nachbericht.

Freitag:

Das MS Dockville startete dieses Jahr für uns um 15:20 beim Vorschot mit Golf. Die junge, vierköpfige Band haben wir euch schon häufiger auf unserem Blog vorgestellt und nun konnten wir sie endlich auch einmal Live sehen. Der Auftritt bestätigte uns noch einmal, dass wir es hier mit einem der spannendsten deutschen Indie-Newcomer zu tun haben. Wir freuen uns schon auf das erste Album der Kölner. Einen Releasetermin gibt es leider noch nicht. Allzu lange sollte Golf allerdings nicht mehr warten, befindet sich deutschsprachige Musik doch momentan auf einem populären Höhepunkt. Besonders die leichte Ähnlichkeitzu Bilderbuch könnte den Musikern jetzt einen ordentlichen Schub verleihen.


Nach Golf ging es dann gleich rüber zur Hauptbühne zu Darwin Deez und seiner Band. Mit auffällig unauffälligem Look (Die berühmten Korkenzieher-Locken wurden durch eine Cap versteckt) präsentierte Deez dieses Mal hauptsächlich alte Songs. Highlights der Show waren aber auch weniger seine Songs, sondern eher die unglaublich sympathischen Tanzeinlagen, die er und seine Band zwischen den Tracks performt haben.
Den Rest des Tages haben wir dann die meiste Zeit vor dem Maschinenraum (der dritt größten Bühne) verbracht. Dort spielte dann auch das erste Highlight dieses Festivals. Sylvan Esso haben ihrem momentanen Hype alle Ehre gemacht und kräftig zum Tanzen aufgefordert. Die Band war selbst etwas von ihrer Wirkung auf das Publikum überrascht, da sie begeistert davon sprachen, dass sie hier den ersten Moshpit miterleben durften. Amelia und Nick, so die Namen der beiden Bandmitglieder, sind aber auch zwei grundsympathische Menschen. Neben Hits wie Hey Mami und H.S.K.T haben die beiden auch einigeneue Hits präsentiert. Diese haben ordentlich reingehauen und lassen auf mehr hoffen. Neben Odesza, auf die ich später noch kommen werde, auf jeden Fall der beste Act des ersten Tages und mit einer des ganzen Festivals.
Das anschließende Konzert von Son Lux konnte vor allem durch die musikalische Raffinesse der einzelnen Songs überzeugen. Man merkt, dass sich hinter Son Lux drei wahre Vollblutmusiker verstecken, die etwas von ihrem Fach verstehen. Die Songs kommen facettenreich und komplex daher und zeigen, dass man zwischen den vielen Indie-Electro-Bands, die es heutzutage gibt, immer noch herausstechen kann. Einzig und allein der Zeitpunkt des Konzerts war etwas ungünstig gewählt. Nach Sylvan Esso hatte man einfach nur noch Bock zu tanzen und da haben die sphärisch-ruhigen Klänge einen etwas hinuntergezogen.
Beendet haben wir den Freitag mit Odesza. Auch diese Band oder eher Electro-Duo hat ganz sicher noch eine rosige Zukunft vor sich und wird sich nächstes Jahr sicherlich auf größeren Bühnen wieder finden. Zurecht! Odesza finden die perfekte Mischung zwischen Club und Live-Music und überzeugen vorallem durch ihre Remixqualitäten, die sich auch bei ihrem Remix zu Hayden James Hit Something about you zeigen. Einwundervoll tanzbarer Abschluss.

Samstag:

Samstag leider verpasst, aber durch Erfahrungen anderer anwesender Blogger und Journalisten entdeckt, haben wir Parcels. Die Jungs machen coolen, funkigen Pop, der ein wenig an Jungle erinnert und sollten von euch schnellstmöglich angehört werden. Kleiner Tipp am Rande!
Neben beeindruckenden Konzerten und wieder ausreichend Sonne, hielt der Samstag allerdings auch die einzige kleine Enttäuschung parat. Little Dragon haben leider eine ziemlich langweilige und eintönige Show abgeliefert, die mich anlässlich meiner hohen Erwartungen, enttäuscht hat. Besonders ihre sonst so spannenden Hits wie Klapp Klapp oder Pretty Girls wirkten Live vorgetragen eher einfallslos. Schade.
Friska Viljor waren sympathisch wie eh und je. Auch wenn sie seit Jahren meist dieselben Lieder präsentieren, bilden die Skandinavier doch immer wieder eine Konstante der guten Laune im Festivalalltag. Die Musik macht einfach glücklich. Da singt man auch noch beim zehnten Mal lauthals bei Shotgun Sister mit.
Auch Roosevelt überzeugte wie gewohnt und beglückte das Publikum mit ein paar neuen Songs und einem Gastauftritt von Trümmer Frontmann Paul Pötsch. Langsam wird es auch mal Zeit, dass der Wahlkölner sein Debütalbum veröffentlicht, liegt das Erscheinen seiner letzten EP doch schon geschlagene zwei Jahre zurück.
Highlight des zweiten Tages war dann definitiv der Auftritt von Romano, der auch am Sonntag noch in aller Munde war. Der Köpenicker Goldjunge weiß sich einfach zu verkaufen und hat das Publikum schon nach wenigen Sekunden in seinen Bann gezogen. Der selbstbetitelte Schöne General haute einen fetten Track nach dem anderen raus. Als der Rapper dann noch seine Metalkutte rausholte, war alles verlorenund das Publikum tanzte sich in vollkommene Ektase. Doch auch der Mann hinterdem DJ-Pult (kein geringerer als Anton K. Feist von Bodi Bill und The/Das) sollte für diesen Auftritt sein Lob bekommen. Die Beats waren echt erstklassig. Geflashed von Romano haben wir uns noch einen leckeren Lakritzschnaps gegönnt und die restliche Zeit bei King Kong Kicks getanzt. Immer wieder gut!

Sonntag:

Die letzten beiden Tage noch in den Knochen haben wir am Sonntag zunächst das Konzert des verrückten Genius der Elektroszene Dan Deacon besucht. Dieser hatte malwieder ein paar besondere Aufgaben für das Publikum dabei, die seine Konzerte immer wieder einmalig machen. Highlight hier war auf jeden Fall die „Wall of Life“ bei der sich jeder im Publikum gegenseitig ein High-Five geben musste.
Nach einem sehr skurrilen Konzert von Young Fathers, die wie eine abgefahrene Variante einer New Wave-Boyband aussehen, ging es wieder einmal zum Maschinenraum. Dieses Mal bat Sekuoia vor die Bühne. Unglaublich cooler, tanzbarer Electro-Pop. Die Dänen sind ein weiteres Highlight dieses Festivalsund kommen auf jeden Fall auf unsere Liste der zurzeit spannendsten Newcomer. Vor dem großen Finale mit José González ging es erstmal noch eine Runde bei der Klüse raven. Av Av Av (ausgesprochen Au Au Au) haben dem Publikum ordentlich eingeheizt und sollten bei eurer nächsten Vortrink-Playlistauf keinen Fall fehlen!
Zu Ende ging dann alles mit José González. José brachte dann auch bei mir die romantische Seite hervor und ließ mich die eine oder andere Träne unterdrücken. Dann ist es auch egal, dass sich viele Songs ähneln. José hats drauf!
Ja und das war es nun. Nach 9 Jahren ist aus dem zu Beginn noch kleinen Festival eine riesige Veranstaltung geworden, die sich nach und nach in die oberste Riege der deutschen Festivals einreiht. Ein Trend mit dem natürlich auch einem gewissen Charmeverlust einhergeht. Allerdings erinnern noch genügend „Artefakte“ wie das Butterland oder das Nest an die Anfänge des MS Dockvilles und auch die künstlerischen Installationen die jedes Jahr aufs Neue für das MS Artville aufgebaut werden, halten den einmaligen DIY-Charakter des Festivals am Leben. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, wo das MS Dockville Festival zum 10. Mal stattfinden wird. Einen Termin gibt es übrigens auch schon. Das Festival findet 2016 vom 19-21. August statt.

Mehr Bilder vom Festival gibts hier.




MS Dockville - Wilhelmsburg (21.08.-23-08.2015)

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