Samstag, 4. April 2015

Bilderbuch im Mojo Club

Wenn eine prall gefüllte Konzerthalle kollektiv in Lustgestöhne zefließt und in Kreischkrämpfe verfällt, ist man ziemlich sicher auf einem One Direction Konzert. Wenn das Publikum aber im Durchschnitt älter als 14 ist, dann handelt es sich bei der Band, die die Bühne und die Zuhörer für sich einnimmt um Bilderbuch aus Österreich.
Sonntag vor einer Woche öffnete der ausverkaufte Mojo Club seine Pforten zu der Konzert Krypta der Oberklasse, direkt unter dem Kiez gelegen. Bilderbuch hat gerufen und alle Popmusikjünger sind gefolgt. Hier trifft sich das Who is Who. Von den hippen Kids in knallbunten Shirts, über den Familienvater mit seinen Kindern im Schlepptau, bis zu Björn Beton, der nach dem Konzert vom DJ Pult aus das Warten auf die Jacken etwas versüßt.
Als Eröffnungsact betritt Adi Ulmansky aus Israel die Bühne.
Kaltes Licht und ebenso kühle, teilweise arythmische Beats werden von der blonden Frau im schwarzen Kleid geliefert. Irgendwo zwischen Austra und Mount Kimbie finden sich ihre Synthie-Klanggerüste und ihr hoher, klarer Gesang ein. Die leuchtenden Buchstaben, die ihren Namen in die Menge strahlen, werden weggetragen und nach einer kurzen Umbaupause betritt der zweite Supportact die Bühne des Mojo.
Olympique kommen ebenfalls aus Österreich und machen Musik so schön melancholisch und hymnisch, wie zuletzt Editors ihre Muse in Klangbilder fassten. Hier und da noch ein paar Einschläge von The Black Keys und dann doch ganz eigen. Überzeugende Instrumentalisierung und eine Stimme, die von Wiedererkennung und überwundener Schwermut nur so strotzt haben es ein wenig schwer bei einem Publikum zu landen, dass sich auf eine Performance der Lüsternheit, der dargestellten Arroganz und nicht zuletzt der guten Laune vorbereitet hat. Zu unrecht. Olympique sind, genau wie Adi, wunderbarer Support, doch man sollte sich auch ihre Soloauftritte nicht entgehen lassen.

Endlich ist es soweit. Die ersten Akkorde des so sehr herbei gewünschten Austro-Pops erklingen, Bilderbuch betreten die Bühne und die Halle tobt. Es folgt eine Performance der Extraklasse. Hier wurden Rockstarposen trainiert und bis zu vollkommenen Überspitzung präsentiert. Besonders Sänger Maurice Ernst und Gitarrist Michael Krammer suhlen sich so genüsslich in Rampenlicht und Nebelschwaden, dass es nicht verwunderlich ist, dass hier gestandene Männer und Frauen zu songtextmitträllernden Schulmädchen und Fanboys werden.
10 Jahre Bühnenerfahrung spiegeln sich in jeder Bewegung, jedem Wort wieder. Es ist schwer ein Konzert von Bilderbuch gebührend zu beschreiben, aber jeder, der die Chance hat die Jungs live zu sehen, sollte alles stehen und liegen lassen und sich dem lüsternen Ruf aus dem Herzen Österreichs ergeben.

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