Vor zwei Wochen stand die gebürtige Londonerin Kate Esther Calvert (Kate Tampest) vor einem ausverkauftem Molotow auf der Bühne. Wir waren dabei und haben ordentlich im Takt mitgewippt. Kate Tempest ist eine der Rapperinnen mit einem literarischem Hintergrund, der sich sowohl in der lyrischen Vielfalt ihrer Songs, als auch in den Spoken Word Texten niederschlägt, in die ihre Lieder immer wieder abrutschen.
Ein volles, haupsächlich mit Endzwanzigern gefülltes Molotow wartet gemeinsam auf den Beginn einer Show, die für mich das beste Konzert seit dem Auftritt von The Acid im Übel & Gefährlich werden sollte. Immer wieder klingen die warteschleifengleichen Hip-Hop Tracks in spannungserzeugende Fades ab und nach einer gefühlt viel zu langen Zeit betritt endlich die Band hinter dem Projekt Kate Tempest die Bühne vor dem wartenden Publikum. Zwei Schlagzeuger, eine Keyboarderin und eine Backgroundsängerin mit pinker Parücke. Die ersten Takte von Marshall Law verlassen die Verstärker der Instrumente und umgeben die Angereisten in einer Wolke aus Bass- und Synthieklängen. Kate zieht nach und steht auf der Bühne, doch anstatt auf den Beat zu rappen, bricht dieser ab und ihre Stimme ist auf einmal ganz allein. Gesprochen leiten die ersten Zeilen eine Show ein, die wie auf dem Album Everybody Down die Geschichte von Becky erzählt, die neben Harry und Pete zu lebendig beschriebenen und vielschichtig aufgebauten Charakteren werden.
Die Show nimmt ihren Lauf und die 5 auf der Bühne haben mindestens so viel Spaß wie alle davor - ein Dauergrinsen hat sich trotz der eigentlich sehr düsteren Texte auf die Gesichter der meisten gebrannt. Mehrmals versichert Kate wie viel es ihr bedeutet, dass sie ihre Texte vor einem Publikum vortragen kann und sie sich immer wieder sagen muss wie verrückt das alles ist.
Noch während alle im Rausch des Beats mit den Geräuschen aus den Boxen wanken bricht das Ende der Show an und Kate beginnt eine Ansprache über die Menschlichkeit. Obwohl die Worte nur so von Pathos triefen hören alle gebannt zu, als sie verkündet, dass wenn doch nur jeder die Anderen als ebenbürtige Menschen betrachten würde, vielleicht doch noch nicht alles verloren ist. Bezüge zu ihren Texten sind zu erkennen, denn auch ihr aktuelles Album behandelt die Angründe der menschlichen Seele, doch erhellt auch durch die Vorstellung, dass es vielleicht doch noch Auswege gibt.
Das letzte Lied verklingt und die Leute hängen immer noch gebannt von der vorangegangenen Ansage etwas hinterher. Langsam erwachen alle wieder und befinden sich wieder in der wohligen Leere, die nach solchen Konzerten des öfteren auftritt. Und gerade als alle wieder komplett angekommen sind betritt Kate alleine die Bühne und fragt, ob wir lieber ein neues Gedicht oder ein altes, lange nicht mehr vorgetragenes hören möchten. Die Entscheidung fällt schnell auf den alten Text. Das Publikum verstummt, als sie mit einer Stimme, gefühlt nur zwei Silben vom Versagen etfernt anfängt The Relegates vorzutragen. Alle Augen sind auf sie gerichtet und so endet ein Konzert, das einen in eine Welt des Londoner Abschaums und Unterschicht entführt, einen zu zwielichten Koksgeschäften, Sexarbeitern und zerütteten Familien begleitet.
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