Donnerstag, 6. August 2015

Luk&Fil im Interview


Lange hat mein Versprechen nicht gehalten. Schon heute widmen wir uns wieder dem deutschen Sprechgesang. Doch da wir euch immer noch mit Neuem begeistern wollen, haben wir mal wieder ein Künstler-Duo für euch, welches ihr die nächsten Tage rauf und runter hören werdet. Wir durften uns auf dem letzten Samstag stattgefundenen Spektrum Festival mit den beiden jungen Rappern Luk&Fil unterhalten. Die beiden Mainzer bringen zusammen mit ihrem Label Sichtexot schon seit einigen Monaten frischen Wind in das Rapbusiness.
Am frühen Abend treffe ich die Beiden vor dem alten Laborgebäude, welches dem MS Dockville-Team als Artist-Bereich dient. Wie es bei Rap-Musikern so üblich ist, sind alle sichtlich entspannt und lassen sich auf gar keinen Fall von dem bevorstehenden Auftritt aus der Ruhe bringen. Auch Knowsum und Loki aka Nepomuk und Negroman stehen mir entspannt gegenüber und setzen sich mit mir auf eine kleine Holzbank. Wie bei den meisten Rappern heutzutage bewegen sich auch Luk&Fil nicht alleine nur in den HipHop-Gefilden, sondern strecken ihre Fühler auch in andere Bereiche der weiten Musiklandschaft aus. Besonders die Klassiker von Soft Mashine und der Mitbegründer von The Mars Volta, Omar Rodriguez Lopez sind bei den beiden momentan ganz oben auf der Liste. Indie-Rock und Elektro kommt bei dem Duo allerdings nicht in die heimische Musikanlage. Doch genug über den Musikgeschmack gequatscht. Kommen wir zu den essentiellen, wichtigen Fragen, die auch nur einem Kulturwissenschaftsstudenten in den Sinn kommen könnten. Wie sehen die beiden die momentane Entwicklung im Hip-Hop? Wie erleben sie den momentanen Wiederaufstieg des Raps, denen sie mit anderen Künstlern zur Zeit mitprägen?

Loki: „Es war schon nervig, dass Indie-Rock und Elektro so groß waren, als ich jung war. Jetzt ist Indie-Rock sau tot und Hip-Hop hat den Platz eingenommen. Das ist auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite ist es auch lächerlich, da es momentan wieder so Pop-Ausmaße annimmt.“
Knowsum: „Es gibt jetzt einfach mehr Spasten, die HipHop machen.“
Loki: „Genau! Und halt auch alte Affen, die es einfach lassen sollten, aber meinen, sie können jetzt noch einmal ein Stück vom Kuchen abbekommen.“
Dass man sich auch außerhalb des Labels mit seinen Genrekollegen versteht, merkt man an den etlichen Features, die Luk&Fil in vielen ihrer Songs haben. So befindet sich auf ihrem neuen Album, neben zwei Songs mit Soulmusiker Flo Mega, auch ein Feature mit MC Bomber. 




„Wir wussten, dass MC Bomber (so wie wir ihn auch) uns auch feiert. Also haben wir durch einen gemeinsamen Bekannten ein Treffen in Berlin ausgemacht. Nach unserem Konzert, sind wir dann noch zusammen Trinken gegangen und so ist die Idee für den Song entstanden.“
Das entspannte Miteinanderauskommen ist also nicht nur ein Festivalphänomen, sondern auch sonst eine der schönen Eigenschaften der deutschen Rap-Szene. Was Luk&Fil allerdings von anderen Hip-Hoppern unterscheidet, sind die einzigartigen Beats, die Knowsum auf dem heimischen Rechner zusammenstellt, die die fast schon erzählerisch anmutenden Texte perfekt untermalen. Mit einer wundervollen Mischung aus Samples und hausgemachten Beats ist jeder Song ein wahres Unikat.

Knowsum: „Die Kunst ist es, einen Beat zu machen, der nach einem Sample klingt, allerdings ohne jegliche Loops gebastelt wurde.“
Hausgemacht ist auch eine perfekte Überleitung zum Ende des Gesprächs. Auf die Frage, was die Jungs denn mit ihrer Musik ausdrücken möchten, antworten sie:

Loki: „Wir machen Musik für zuhause! Doch eigentlich wollen wir gar nicht so viel mit unserer Musik ausdrücken, dass passiert am Ende beim Rezipienten von alleine. Es geht lediglich ums Machen.“
Knowsum: „Es macht halt einfach Bock.“
Loki: „Wir haben einfach Glück, dass die Leute finden, dass wir es gut können und wir deswegen weiter machen können.“

Da geben wir den beiden Recht! Also, wenn ihr auch mal wieder eine geile Zeit zuhause haben möchtet, dann legt euch das im März erschienene neue Album der beiden Nepuman ein, schließt die Augen und entspannt mal richtig schön. Knowsums Aussage vom späteren Konzert, nachdem sie dem Publikum Jägermeister spendiert haben, können wir also nicht ganz unterschreiben: Luk&Fil sind nicht bessere Menschen als Rapper, sondern bessere Menschen und Rapper.

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