Es ist Donnerstag Mittag und die Temperaturen künden die letzten Ausläufer des Hamburger Spätsommers an. Auf der Bühne spielt Olivier Heim in Begleitung von Małgorzata Penkalla unter dem Künstlernamen Anthony Chorale eines der ersten Konzerte am zweiten Tag des diesjährigen Reeperbahn Festivals. Der von Keyboard und Drum Machine unterstütze Dream-Folk scheint einfach an einem solchen Tag existieren zu müssen und so träumt jeder vor oder auf der Bühne seinen eigenen Reeperbahn-Festival-Traum.
Das Konzert
ist inzwischen über zwei Wochen her und berichtet wurde darüber an dieser
Stelle auch schon. Allerdings soll es hier auch nicht um den Auftritt gehen,
sondern um das Gespräch, dass ich im Anschluss mit den beiden geführt habe.
Angefangen hatte
alles mit Tres.b. Olivier spielte schon damals Gitarre, doch im Gegensatz zu
Anthony Chorale war Tres.b als Bandprojekt ausgelegt. Die in Dänemark
gegründete Gruppe konnte in den 2010ern einige Erfolge verbuchen und als sich
Olivier dazu entschloss sein Soloprojekt in Angriff zu nehmen geschah dies
nicht aus Mangel an Anerkennung. Er musste sich einfach weiter entwickeln.
Doch nicht
nur bei der Wahl der musikalischen Partner ist Heim auf Veränderung bedacht.
Auch was den Ort angeht, an dem die Musik entsteht, ist Veränderung und der
Drang nach vorne immer eine treibende Kraft. Inzwischen lebt der gebürtige
Amerikaner mit Holländischen Wurzeln seit vier Jahren in Warschau. Damit gehört
er, wie er selbst sagt, zu einer der ersten Wellen von ausländischen Musikern,
die sich in die polnische Musikszene mischen.
Schnell wird
klar, dass Warschau für ihn zwar abermals nur ein Wegpunkt auf seiner Reise
ist, aber ihn die Stadt begeistert und inspiriert.
„Die Leute stellen sich Polen und Warschau ganz anders vor und sind überrascht von dem was sie finden“
So ging es
auch ihm als er das erste Mal in die Stadt kam. Heim fand eine offene und
gastfreundliche Musikszene und den Raum für Idee, der ihm gefehlt hatte.
Im Vergleich
zu Berlin oder Amsterdam, so sagt er, wird Warschau noch immer von
internationalen Leuten entdeckt und bleibt damit stetig in Bewegung. Ein
anderer Aspekt ist, dass die Musikwelt noch nicht komplett überrannt ist uns
somit für die einzelnen Bands „mehr Zeit bleibt“. Das bedeutet für Olivier,
dass sich auch für Bands, die mit ihrer Musik unkonventionelle Wege gehen, noch
Aufmerksamkeit vorhanden ist. Wieder ist für ihn das Vorwärtsstreben von
größter Wichtigkeit. Bloß nicht zu lange an einem gedanklichen Ort verweilen
und sich stattdessen lieber ständig aufs Neue fordern. Das merkt man auch ab den Singles aus dem
kommenden Album, dass im November in Polen erscheint. Deutlich elektronischer
klingt beispielsweise der Song Ocean im Vergleich zu den Liedern auf Ambitions
oft he Son.
Nach einem Album und einer
EP mit hauptsächlich akustischen Instrumenten wurde es für Heim langweilig und
so entschied er sich für den Einsatz von elektrische Instrumenten und bastelt
inzwischen für das Minimal-Set Up mit Małgorzata sogar Beats am Drum Computer.
Für ihn sei
es wichtig, dass die Alben nie all zu gleich klingen und er Stück für Stück
lernt was er von der Musik möchte.
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