Mittwoch, 30. Juli 2014

Über Politik, das Übel & Gefährlich und den Stadtpark - Interview mit Lüam von Findus

Letztes Wochenende fand im Nauwieser Viertel Saarbrückens das Nauwieser Fest statt. Ein Straßenfest mit Fressbuden, Ständen von Geschäften aus dem Viertel und ab und zu durchdringenden Charme des linken Hintergrunds. Abendes spielten auf den zahlreichen Bühnen verschiedenste Bands, unter anderem auch die Nordlichter von Findus. Ich habe mich vor dem Konzert mit Sänger Lüam auf ein Getränk in einem Waschsalon getroffen und mit ihm ein wenig über Festivals, Politik in der Musik und Hamburg geschnackt.




WYL: Ihr spielt dieses Jahr eure Festival Tour, welches Festival war
bisher euer Highlight, Hurricane oder doch lieber eines der kleinen
Festivals?

Lüam: Es war beides recht unterschiedlich. Hurricane war schon echt
cool, weil es auch einfach ein nettes Festival ist und für die Künstler 
echt angenehm. Was auch richtig gut war, war das SL-Rocks in Schleswig. 
Ein ganz kleines Festival, das schon im Mai stattfindet. Das war total super, 
das war sehr persönlich gemacht.

WYL: Und welche Festivals und Locations fehlen euch noch auf eurer Liste?

Lüam: (puhh) Ganz konkrete Ziele haben wir da nicht. Ich find’ der
Stadtpark in Hamburg wäre so ein Ziel, aber das hat noch Zeit. Ich
finde wir sind noch nicht die Band die unbedingt im Stadtpark spielen
muss. Aber in ein paar Jahren, das wär schon was. 
Und dann gibt’s natürlich noch Sachen, wie zum Beispiel das Roskilde 
Festival oder Wuhlheide in Berlin. Das sind Sachen die wir ganz schön 
und beeindruckend finden... vielleicht spielt man da mal, vielleicht nicht. 
Aber cool wär’s auf jeden Fall.




WYL: Das Nauwieser Viertel ist ja doch recht stark politisch beeinflusst, 
wie wichtig ist für euch Politik in der Musik?

Lüam: Man lebt ja in einer Gemeinschaft und einem Kontext der sehr
stark von Politik geprägt ist, oder auch bestimmt wird durch Politik
und allein dadurch ist schon jeder Mensch ein Stück weit politisch,
muss es irgendwie sein. Ich glaube politisches Bewusstsein ist das
Einzige, was da erst mal noch fehlt. Im Grunde genommen ist ja jeder
Mensch, der in einer Gesellschaft lebt wie wir, schon politisch durch
sein Handeln. Wo kauf' ich ein, was ess' ich, das ist ja schon Politik
ob man will oder nicht und ich finde es schwierig daher als einzelner
Mensch zu sagen "ich bin unpolitisch", weil das halt gar nicht geht.
Das politische Bewusstsein wiederum zu schulen und sich damit konkret
auseinander zu setzen, glaube ich, ist anstrengend und das verstehe
ich auch, wenn da nicht jeder Bock drauf hat. Dazu gehören Fragen wie,
"was bedeuten bestimmte Entscheidungen für mich und wie kann ich 
mich da auch einmischen".
Ich beschäftige mich viel mit Politik, mal mehr und mal weniger
praktisch, und auch wenn sich Sachen in der Stadt dann ändern oder
veranlasst werden, das lässt mich dann halt auch nicht los und
spiegelt sich dann auch in den Texten wieder. Allerdings finde ich,
dass wir keine politische Band sind und dass das auch nicht das Ziel
sein sollte. Politik ist klar und sollte selbstverständlich sein und
eine Band ist in erster Linie eine Kunst- und Kulturform. Ich hab also
erst mal die Aufgabe gute Musik und gute Kunst zu machen. Mal
beschäftigen einen die persönlichen Empfindungen und mal mehr die
Politik. Es gibt schon viele politische Bands und auch viele gute,
aber in erster Linie solltest du als Mensch politisch sein und dich
dafür nicht hinter so einem Kultur- oder  Kunstding verstecken.

WYL: Welche Locations würdest du für einen geilen Abend in 
Hamburg empfehlen?

Lüam:  Empfehlungen finde ich eigentlich immer schwierig. Im Endeffekt
sollte ja jeder selber wissen worauf er Bock hat. Wenn du mich jetzt
konkret fragst "Ich hab Bock auf gute Burritos, wo muss ich da hin?",
dann sag ich ihm Jim Burrito’s. 
Nett ist auch sich im Sommer im Sternschanzen-Park die Fußballspiele 
anzugucken und ein Bier trinken.
Was Clubs angeht würde ich wohl das Übel & Gefährlich empfehlen. Ich
find es einfach geil, dass die ganz unterschiedliche Sachen machen,
aber immer mit einem gewissen Anspruch an die Veranstaltung an sich.
An sich hasse ich Bunker, aber ich finde sie machen es gut indem sie
die Veranstaltungen liebevoll gestalten und das merkt man dann ja auch.
Ansonsten ist der Pudel als Ort noch sehr spannend. Schon einfach weil
es am Hafen ist. Es wird da zwar auch viel Hamburg-Klischee bedient,
aber diese Mischung aus Dreck und Anspruch finde ich ganz angenehm.
Ich mach es mir jetzt einfach mal leicht und würde noch das Molotow
empfehlen, weil es einfach als Laden echt nett ist. Ah ne, Hafenklang.
Der muss auch noch auf die Liste.




Im Anschluss an das Interview spielten Findus ein  wirklich gelungenes Konzert auf der Hauptbühne. Wer die Jungs auch mal live sehen würde kann das zum Beispiel am 10.10. im Knust in Hamburg.

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